Best Practice: Hardwaredefekte erkennen

notfalltoolsWenn plötzlich meist ohne Hinweise der Rechner im Betrieb abstürzt bzw. der Bildschirm einfach schwarz wird, kann ein Hardwaredefekt des Rechners die Ursache sein. Bevor man jedoch die physische Hardware des Rechners verdächtig, sollte man zuvor noch eine Validierung der Hardware-nahen Komponenten in Betracht ziehen. Überprüfen Sie zunächst die Aktualität der installierten Treiber, wie z.B. Grafiktreiber, Festplattentreiber, Chipsatztreiber, etc. Für eine tiefgehende Anzeige von Systemkomponenten, Treiber, etc. eignet sich das Stickware-Tool System Information Viewer (SIV), welches ohne Installation umfangreiche Systemreports erstellen kann.

Besonders nach Hardware-nahen Systemveränderungen sollten Sie prüfen, ob neuere Versionen des BIOS vorhanden sind. Mit dem Tool CPU-Z können Sie im Register „Mainboard“ den Hersteller und die Typenbezeichnung des Mainboards ablesen. Auf den Herstellerseiten finden Sie sicher auch (Windows-basierte) Update-Tools, mit denen Sie eine BIOS-Aktualisierung durchführen können. Nach einem BIOS-Update testen Sie den Rechner zunächst mit Standardeinstellungen im BIOS.

Bevor Sie die einzelnen Hardwarekomponeneten des Rechners verdächtigen, ist zur Reduzierung der Komplexität eine Fehlereingrenzung hilfreich. Schalten Sie zunächst alle Peripheriegeräte und -karten ab, die nicht zwingend für den Start des Rechners erforderlich sind. Erst wenn danach die Abstürze weiter auftreten, sollten Sie die zentralen Hardwarekomponenten des Rechners als Ursache identifizieren.

Festplatte

Zur Analyse der Festplatte prüfen Sie zunächst im BIOS, ob in der Bootreihenfolge der Name der Festplatte auftaucht. Falls nicht kann ein Kabeltausch (IDE, SATA, SAS, etc.) an der Festplatte sinnvoll sein. Überprüfen Sie auch die Mechanik der Festplatte. Läuft der Festplattenmotor gar nicht an oder hören Sie unregelmäßige (laute) Geräusche, sollten Sie schnellstmöglich Datenrettungsmaßnahmen durchführen.

Passen die BIOS-Einstellungen so können die hier im Blog vorgestellten Live-CDs zur weiteren Analyse zum Einsatz kommen. Verwenden Sie zum Booten (ev. Bootreihenfolge anpassen) eine Live-CD mit dem Hitachi Feature Tool (z.B. Knoppix-CD, Hiren’s BootCD, etc.) und prüfen Sie, ob alle Festplatten-Parameter erkannt und angezeigt werden. Zur Absicherung können noch herstellerspezifische Tools (z.B. Samsung HDD Utility, Toshiba Hard Disk Diagnostic, Western Digital Data Life Diagnostic, Seagate SeaTools, etc.) zur Validerung der Festplatte zum Einsatz kommen. Für ältere SCSI-Festplatten eignet das Fujitsu-Tool SCSI Diagnostics. Für das Auslesen von SMART-Werten können herstellerunabhängige Tools wie CrystalDiskInfo (inkl. Akustik- und Energiemanagement), GSmartControl oder HD Tune (inkl. Messung der Transfergeschwindigkeiten) zum Einsatz kommen. Festplattenzugriffe können mit HDiskPerf grafisch dargestellt werden.

Netzteil

Passiert nach dem Anschalten des Rechners rein gar nichts mehr, spricht vieles für ein defektes Netzteil. Meistens hilft dann nur ein Tausch des Netzteils weiter. Das Netzteil kann auch bei Rechnerabstürzen mit hoher Systemlast die Ursache sein. Eine hohe CPU-Last auf allen Rechnerkernen läßt sich z.B. mit dem Tool Prime95 erzeugen. Provoziert das Tool schon nach kurzer Laufzeit einen Absturz des Rechners, deutet dieses Verhalten auf ein zu schwaches Netzteil hin. Als zweite Meinung kann das Tool HWMonitor zum Einsatz kommen. Weicht die Netzteilspannung unter Last mehr als 10% von den Idealwerten ab, verrichtet das Netzteil nicht mehr korrekt seine Aufgaben.

Möglich ist allerdings auch eine unzureichende Systemkühlung durch fehlerbehaftete Lüfter. Der Einsatz des Tools Speedfan kann in Verbindung mit einem Stress-Tool (z.B. Core2maxperf) zur Fehlereingrenzung hilfreich sein. CPU-Temperaturen > 65 Grad (bei Core-Proz. >75 Grad) schaden der CPU und fördern Systemabstürze. Bei unzureichender Kühlung kann durch den Einsatz eines Druckluftspray (Vorsicht beim Einsatz!) ein Lüfter von Staubschichten befreit werden.

Grafikkarte

Ein Rechnerabsturz kurz vor der Begrüßungsmeldung des Betriebssystems kann ein Hinweis auf eine fehlerhafte Grafikkarte sein. In so einem Fall starten Sie das Windows-Betriebssystem im abgesicherten Modus und entfernen den Grafiktreiber. Nach dem Neustart ist ein Betrieb im Standard-VESA Modus möglich. Läuft der Rechner nun stabil, kann die Aktualisierung des Grafiktreibers eine sinnvolle Option sein. Im Fehlerfall hat die physiche Grafikkarte ein Problem. Häufen sich die Systemabstürze bei grafikintensiven Anwendungen spricht vieles für ein Problem mit der Grafikkarte. Das Tool GPU-Z kann Temperatorsensoren von Grafikkarten auslesen. Das Analysetool Furmark erzeugt gleichzeitig noch Last. Temperaturen >90 Grad zerstören die GPU.

Hauptspeicher

Völlig willkürliche Abstürze des Rechners im Bluescreen läßt einen fehlerhaften Speicher vermuten. Das Tool Memtest ist der Klassiker bei der Hauptspeicheranalyse. Auf vielen hier vorgestellten Notfall-CDs ist das Tool Memtest86+ verfügbar, welches allerdings bei Detailanalysen des Hauptspeichers auch einige Zeit (meist einen halben oder ganzen Tag) benötigt. Windows 7 und Vista beinhalten eine integrierte Hautspeicherüberprüfung, die auch über die Reparaturoption der Installations-DVD gestartet werden kann.

Mainboard

Wenn Sie die zuvor genannten Komponenten eher ausschließen können, spricht vieles für ein defektes Mainboard. Als Absicherungsstrategie empfieht sich eine der hier vorgestellten Live-CDs ohne Peripheriegeräte zum Einsatz zu bringen. Können Sie nun mit Einsatz einer Live-CD einen Systemabsturz provozieren, spricht dann tatsächlich vieles für eine problembehaftetes Mainboard.

Treiber

Verrichtet der PC wider Erwarten seine Aufgaben, sollten Sie die Windows-Installation bzw. dessen Treiber nochmals unter die Lupe nehmen. Mit dem Tool BluescreenViewer lassen sich Speicherabbilder nachträglich analysieren. BluescreenViewer liefert die für den Absturz verantwortliche Systemdatei und dazugehörige Fehlercodes für eine Internetrecherche. Treiber, die sich nicht über den Gerätemanager deinstallieren lassen, können mit dem Tool Device Remover entfernt werden. Das umfangreiche Tool stellt Hardwaredetails, Treiber und Windows-Dienste dar und ermöglicht ein gezieltes Löschen von problembehafteten Geräten oder Treibern.

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